Stefan Keuchel von mytaxi: „Disruptive Firmen sorgen für den berühmten frischen Wind im Markt“

, , , ,

Für viele Deutsche zählt es zum normalen Alltag, ein Taxi oder einen Mietwagen über eine mobile Smartphone-App zu buchen. Bei der Politik und vor allem bei den traditionellen Taxiruf-Unternehmen stoßen die Startups aus der digitalen Wirtschaft hingegen auf Unverständnis und Ablehnung. Erste Verbote sorgen für medialen Aufwind und erst am Freitag kippte das Hamburger Verwaltungsgericht laut dem Spiegel das hauseigene Verbot der Verkehrsbehörden zur Nutzung von Uber.

Für die betroffenen Startups hingegen scheint die Lage sonnenklar: Alte Denkweisen und Traditionen müssen aufgebrochen werden. #DigiBuzz – Das Magazin für das Digital Business sprach über die Wettbewerbssituation am Markt der Fahrgastbeförderung in einem Kurzinterview mit Stefan Keuchel, Head of PR & Social Media bei mytaxi. Das Besondere an mytaxi findet sich nach eigener Aussage in der speziellen Konstellation des Geschäftsmodells, indem Taxifahrer und keine Privatpersonen die Fahrgastbeförderung anbieten.

Stefan Keuchel, Head of PR & Social Media, mytaxi. Quelle: privat

Stefan Keuchel, Head of PR & Social Media, mytaxi. Quelle: privat

Eure Fahrer sind bekanntlich Taxifahrer, die mit Personenbeförderungschein unterwegs sind. Wie beurteilt mytaxi die Verbote von Uber und Wundercar in Hamburg?

Stefan Keuchel: Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn disruptive Firmen wie Uber, Wundercar oder eben auch mytaxi sorgen für den berühmten frischen Wind im Markt und tragen dazu bei, dass sich diese Märkte neu definieren und durch innovative, zeitgemäße Lösungen verbessert werden. Darum begrüßen wir grundsätzlich Wettbewerb und sind davon überzeugt, dass Wettbewerb zu besseren Services (und Preisen) für die Verbraucher führt. Dennoch gibt es einen elementaren Unterschied zwischen mytaxi und Uber und Wundercar.

Während der Service, den mytaxi anbietet, sich selbstverständlich an geltende Gesetze hält und darum völlig legal ist, verstoßen die genannten Mitbewerber gegen deutsche Gesetze (Personenbeförderungsgesetz) und begründen dies damit, dass dieses Gesetz aus Zeiten stammt, in denen es noch kein Internet und keine Smartphones gab. Das mag zwar richtig sein, aber unserer Ansicht nach rechtfertigt dies nicht, sich einfach über geltende Gesetzen hinwegzusetzen. Firmen, die in Deutschland aktiv sind, müssen sich an deutsche Gesetze halten. Wenn sie dies nicht tun, müssen sie im schlimmsten Fall verboten werden.

Wie sollte Deutschland politisch agieren, damit der Markt von Quasi-Monopolen wie lokale Taxizentralen harmonisiert wird?

Stefan Keuchel: Kein Zweifel: Die Taxibranche braucht frischen Wind und bestehenden Strukturen sollten überdacht und gegebenenfalls angepasst werden. Es darf keine Abschottung des Marktes geben und neue Geschäftsmodelle sollten nicht durch den Schutz traditioneller Angebote im Keim erstickt werden. Darum hat sich die Monopolkommission im aktuellen Hauptgutachten mit Wettbewerbsdefiziten auf dem deutschen Taximarkt auseinandergesetzt. Sie fordert unter anderem eine Aufhebung der Konzessionsbeschränkung im Taxiverkehr sowie die Ermöglichung eines Preiswettbewerbs – zunächst in Form von Höchstpreisen. Darüber hinaus empfiehlt die Monopolkommission eine Anpassung der Regulierung des Mietwagenverkehrs, um Wettbewerbsverzerrung auszuschließen. 

Laut Bitkom haben 10 Mio Deutsche Interesse an Buchungs-Apps. Wie wirken sich diese Zahlen auf euer Geschäftsmodell und Regionen aus?

Stefan Keuchel: Ein kurzer Blick auf Google Trends  genügt, um das starke Interesse der Menschen nach „Taxi App“ zu erkennen. Davon profitiert natürlich auch mytaxi. Unsere App wurde mittlerweile über 10 Millionen aus den diversen App Stores heruntergeladen. Wir sind mit der Geschäftsentwicklung zufrieden und streben bis Ende des Jahres die Profitabilität an. 

Lieber Stefan, herzlichen Dank für die Antworten im Rahmen unseres Kurzinterviews.