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Die Unternehmen der Digitalwirtschaft blicken überwiegend optimistisch auf das erste Halbjahr. Drei Viertel der Unternehmen erwarten für diesen Zeitraum steigende Umsätze. Nur 8 Prozent rechnen mit rückläufigen Geschäften. Diese positiven Erwartungen sollen sich auf den Arbeitsmarkt auswirken, so dass sechs von zehn Unternehmen zusätzliche Stellen schaffen wollen. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Konjunkturumfrage des Bitkom.

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Manfred Parteina, Hauptgeschäftsführer des ZAW. Quelle: ZAW

Die Arbeitsmarktanalyse des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) spricht einen sehr deutlichen Ton: Im letzten Jahr wurden Digitalfachleute händeringend gesucht. Bemessen auf die verfügbaren Stellenangebote lässt sich eine Nachfrage um deutliche 22 Prozent feststellen. Die Mitarbeiterzahl stieg im Agenturbereich und in der Digitalbranche. Auch in diesem Jahr soll sich der Trend fortsetzen.

Manfred Parteina, Hauptgeschäftsführer des ZAW. Quelle: ZAW

Manfred Parteina, Hauptgeschäftsführer des ZAW. Quelle: ZAW

„Die Werbewirtschaft wird ihre besondere Attraktivität noch deutlicher gegenüber dem Nachwuchs herausstreichen müssen, damit dieser sich für unsere Branche entscheidet. Auch andere Wirtschaftszweige suchen händeringend nach Digitalkräften“, sagt Manfred Parteina, Hauptgeschäftsführer des ZAW.

Zwar besteht immer eine hohe Nachfrage nach klassischen Werbeberufen wie Art Director, Kontakter oder Schauwerber. Noch stärker werden Digitalexperten für Social Media, Suchwortvermarktung oder im Bereich der Webentwickler gesucht. Die Bedeutung der Agenturen als Arbeitsgeber und ihr Bedarf an Arbeitskräften zeigt sich am Anteil der Stellenofferten: Er schraubte sich von bereits 82 Prozent in 2013 auf nun 84 Prozent hoch.

Ob die Unternehmen bei ihrer Suche fündig wurden, darüber schweigt sich die ZAW-Analyse aus. Wer immer noch sucht und nicht den richtigen Kandidaten gefunden hat, sollte seine alten Strukturen überarbeiten. Oft fängt dies bereits bei der Bewerbung an, wenn Unternehmen die digitalen Fachkräfte, Vorreiter und Querdenker anwerben wollen, jedoch keine Basis für eine gemeinsame Zusammenkunft bieten. Gerade junge Menschen und viele Familien wollen sich nicht in einen Nine-to-Five-Job pressen lassen. Schon an dieser Stelle fängt die Digitale Transformation an, mobile Arbeitsplätze und Homeoffice anzubieten, und damit den starren Organisationsprozess zu verlassen.

Referenzwert für Engineering in Deutschland. Quelle: obs/Hays AG

Deutschland braucht Fachkräfte, damit die Wettbewerbsfähigkeit am internationalen Markt gesichert werden kann. Schon lange blasen Verbände mit dieser Aussage in das gleiche Horn und attestieren ihren jeweiligen Wirtschaftsbranchen einen konstanten Fachkräftemangel. Mit dem aktuellen Fachkräfte-Index von der Personalberatung Hays AG kommt zumindest ein leichter Gegenwind zum Fachkräftemangel auf. Laut dieser Studie hat selbst die gute wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland noch lange keine spürbaren Auswirkungen für den Arbeitsmarkt wie im Fall von hoch qualifizierte Spezialisten, die eine zentrale Rolle auch in der digitalen Wirtschaft spielen. Im Vergleich zu den Vorjahren werden derzeit sogar deutlich weniger Spezialisten gesucht.

Referenzwert für Engineering in Deutschland. Quelle: obs/Hays AG

Die Zahl der Stellenangebote für Ingenieure, Finance- sowie Sales & Marketing-Fachkräfte ist nämlich im letzten Quartal 2014 verglichen mit dem vorherigen Quartal gesunken. Nahezu konstant mit einer leicht steigenden Tendenz konnte sich der Arbeitsmarkt für IT-Experten zwar in den letzten Monaten entwickeln, aber in Anbetracht der hohen Indexwerte aus dem Jahr 2012 zeigt sich ein dramatischer Rückgang an Stellenausschreibungen für IT-Fachkräfte. Gerade diese Fachkräfte leisten signifikante Ergebnisse für den Erfolg der Digitalen Wirtschaft – und aller anderen Branchen.

Dirk Hahn, Vorstand der Hays AG. Quelle: Unternehmen

Dirk Hahn, Vorstand der Hays AG. Quelle: Unternehmen

Dirk Hahn, Vorstand der Hays AG, fordert deshalb mehr Wirtschaftswachstum und Investitionswille in neue Arbeitsplätze: „Damit der Stellenmarkt für Fachkräfte auch auf breiter Fläche spürbar anzieht, muss die Wirtschaft noch etwas stärker wachsen. Hier zeigen die Zeichen nach oben und dies wird sich zeitverzögert positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken.“

Am stärksten gesucht werden zwar nach wie vor IT-Spezialisten, die im direkten Vergleich zu Ingenieuren fast doppelt so häufig gesucht werden. An zweiter Stelle finden sich unbesetzte Stellen für Fachkräfte im Bereich Sales & Marketing. Die Zahl der Stellenangebote für Online Marketing Manager hat sich hingegen deutlich verringert. Ob Social Media Manager oder Digital-Spezialisten stärker gesucht werden, lässt sich aus der Studie leider nicht herauslesen. Immerhin wurden im letzten Quartal unter anderem Projektleiter für IT und Engineering, Anwendungsentwickler und SAP-Berater gesucht.

Der Hays-Fachkräfte-Index basiert auf einer Auswertung aller Stellenanzeigen in überregionalen und regionalen Tageszeitungen sowie den meistfrequentierten Onlinejobbörsen. Mit solchen Untersuchungen lässt sich zumindest dem oft gleichen Ton der Verbände ein wenig Einhalt gebieten. Egal ob Ärzte, Bauwirtschaft, Ingenieure oder eben die Digitalbranche: Natürlich hilft das Gespräch über den Fachkräftemangel immer wieder bei der Eigenpositionierung gegenüber Politik und Gesellschaft. Die daraus resultierende Horror-Berichterstattung wird mittlerweile schon von den Medien selbst hinterfragt.

Immerhin hat sich der Stellenmarkt für Spezialisten vom letzten Quartal 2014 im Vergleich zum Vorjahresquartal wieder positiv entwickelt und um 13 Punkte erhöht. Vor nur wenigen Jahren sah dies zumindest noch ganz anders aus. Das Zahlenmaterial, welches sich zumindest in der Auswertung der Stellenausschreibungen durch den Fachkräfte-Index von Hays entnehmen lässt, zeigt auf, dass der Fachkräftemangel heute aufgrund weniger Stellenausschreibungen weniger stark ausgeprägt ist als noch in der Jahreswende 2011/2012.

Im Moment befinden wir uns alle in einer (arbeitsmarkt-)politischen Situation, die für den Staat eigentlich viel zu schön ist, um auch wahr zu sein. Der aktuelle Telepolisartikel „Billige Arbeitskräfte in der Sackgasse“ spiegelt eine perverse Situation von Deutschland detailiert wider, wie es eigentlich durch den Staat vermieden werden sollte:

Mittlerweile gibt es rund 750.000 1-Euro-Jobs. Sie verdrängen reguläre Arbeitsplätze und bieten kaum Perspektiven. Offenbar wird nur 12 Prozent der Betroffenen überhaupt eine Vollzeitstelle angeboten

Zahlen sprechen Bände. Viel schöner ist es, die Statistiken vor der Wahl bestmöglich nach unten zu korrigieren. Schließlich ist die Wahlpropaganda und die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit für die Politiker und die regierienden Kräfte einvernehmlich ins Positive zu rücken. Negative Statistiken gibt es nicht. Zwar steigen die Statistiken über die Arbeitslosenzahlen in diesen Monate natürlich wegen der Wirtschaftskrise, doch man wird über kurz oder lang ein Mittel dagegen haben, damit die Statistik zu den jejweiligen Wahlversprechen passt. Man steckt die Arbeitslosen schnell in einen 1-Euro-Job und schiebt sie damit in die Arbeitswelt zurück. Perspektive wird kaum geboten, Angst treibt die Menschen in diese Zwangsarbeit. Für die Statistik wunderschön. Für die desolate Wirtschaft von absolutem Vorteil, zumal man an vergleichsweise kostengünstige Arbeitskräfte im Rahmen dieser Zwangsarbeit kommt und zahlreiche Kosten spart. Für den Staat jedoch entwickelt sich daraus ein absoluter Bumerang. Wenn diese 750.000 Arbeitskräfte entsprechend an gewissenhafte Arbeitgeber und damit in echte Stellen vermittelt würden, könnten auch die Sozialabgaben wiederum den Staat in Hinblick auf die Zukunft hinaus finanzieren. Doch daran denkt ja niemand. Lieber wird auf diese Form der modernen Zwangsarbeit gesetzt und die soziale Ungerechtigkeit gefördert.

Es mehrt sich das Gefühl, dass in unserem modernen Staat die politischen Entscheidungen immer kurzfristiger geplant und umgesetzt werden, so dass die langfristigen Ziele zur Vereinbarung eines sozialen und demokratischen Grundverständnisses nahezu kaum haltbar sind. Geschickt verpackte Bestrebungen der Kontrolle durch Zensursula, moderne Zwangsarbeit, die Unterstützung von in den Sand gesetzten Großunternehmen, während die Bildung auf der Strecke bleibt, sowie politische Willkür und das Bestreben, das mündige Volk durch ihre Volksvertreter als „Bauerntrottel“ und „Volldeppen“ zu deklassieren, sind nur einige Beispiele, welche die Politikverdrossenheit in Deutschland nur weiter untermauern. Kommt bald das Staatsversagen?